Schwindel ist ein sehr weiter Begriff, der die Lebensqualität stark senken kann. Es gibt über 300 Schwindel-Ursachen und verschiedene Schwindelformen, aber die Mehrheit der Schwindel- Fälle lässt sich auf wenige Ursachen zurückführen. 30 % aller Menschen entwickeln mindestens 1x im Leben einen deutlichen Schwindel. 75 % der Schwindel-Ursachen sind ungefährlich, aber erst mit der genauen Diagnose- Stellung kann eine passende Therapie gefunden und eine ernstere Erkrankung ausgeschlossen werden.
Kurzzeitiger, vorübergehender starker Schwindel
Ein benigner paroxysmaler Lagerungsschwindel ist ein sehr häufiger starker, aber nur jeweils kurzer, wiederkehrender Drehschwindel. Er tritt bei bestimmten Kopfbewegungen auf, betont in der Nacht im Bett beim Umdrehen, und kann zu starker Übelkeit mit Brechreiz und Gehunfähigkeit führen. Üblicherweise legen sich die Beschwerden bei Vermeiden der auslösenden Bewegung rasch wieder. Dennoch treten die Attacken im Alltag immer wieder auf, vor allem nachts. Spezielle Lagerungsmanöver helfen, die ursächlichen gelösten „Kristalle“ aus dem betroffenen Bogengang zu entfernen und die Beschwerden zu stoppen.
Ein Schwindel, der kurz nach dem Aufstehen aus dem Sitzen oder Liegen auftritt, ist oft ein orthostatischer Schwindel. Ursache sind Probleme in der Kreislaufregulation. Dies kann bei hohen Außentemperaturen, zu geringer Trinkmenge, aber auch bei Einnahme bestimmter Tabletten oder bei Vorliegen bestimmter Erkrankungen auftreten. Oft gibt es gute konservative Hilfen, bisweilen kann eine Anpassung der Medikamente (ärztliche Entscheidung) zu einer Linderung führen. Selten müssen gefährliche Herzprobleme ausgeschlossen werden.
Ein wiederkehrender kurzzeitiger Drehschwindel ohne weitere neurologische Symptome kann mit Ohrsymptomen (Morbus Menière) oder mit pulsierenden Kopfschmerzen (Migräne) auftreten. Hier sollte eine fachärztliche Abklärung erfolgen.
Länger anhaltender Drehschwindel (auch im Liegen)
Ein sich über Stunden aufbauender, anhaltender Drehschwindel mit einseitiger Fallneigung beim Gehen und begleitender Übelkeit sowie sichtbaren ungewollten Augenzuckungen (Nystagmus) kommt bei der Neuropathia vestibularis vor. Hier ist ein teils stummer Virusinfekt ursächlich. Eine genaue Untersuchung ermöglicht schnell eine sichere Diagnose und durch eine medikamentöse Therapie kann eine schnellere Abheilung und eine rasche Linderung erreichen, zudem bleiben hierdurch oft weniger wahrscheinliche Folgeerscheinungen.
Ein plötzlich auftretender und dann anhaltender Drehschwindel mit begleitenden weiteren neurologischen Symptomen wie u.a. Lähmung, Gefühlsstörung oder Sprachproblemen sollte unmittelbar auf eine Durchblutungsstörung des Gehirns (Schlaganfall) untersucht werden. Hier ist dringend das unverzügliche Aufsuchen einer Notaufnahme zu empfehlen.
Anhaltender Schwankschwindel beim Gehen
Auch degenerative Gehirn- Erkrankungen können zu Gleichgewichtsproblemen mit Schwindel beim Gehen (Schwindel) und reduzierter Gangsicherheit führen. Dies wird als Schwankschwindel und Unsicherheit empfunden. Kleinhirnerkrankungen verursachen einen zerebellär-ataktischen Schwindel, Bewegungsstörungen einen posturalen Schwindel. Bei Behandlung der ursächlichen Erkrankung kann oft eine deutliche Besserung des Schwindels und Gehens erreicht werden.
Eine weitere Ursache für einen Schwankschwindel beim Gehen ist oft eine reduziertes Tiefenempfinden in den Beinen/ Füßen. Alterungserscheinungen, aber auch Krankheiten wie Diabetes mellitus, ein Vitamin B12 Mangel oder ein gesteigerter Alkoholkonsum, zudem Wirbelsäulenveränderungen können zu Schäden an den Bein-Nerven (Polyneuropathie) führen, die anfangs nur das Tiefenempfinden verändern und später auch das Gefühl in den Zehen und Füßen einschränken.
Viele Menschen empfinden Angst beim Gehen, zum Beispiel nach Stürzen oder bei spürbarer Unsicherheit. Das verändert das Gehen nochmals nachteilig und steigert die Gehprobleme und die Sturzgefahr. Man spricht von funktionellem Schwindel. Die Aufklärung der Ursachen und das Umsetzen bestimmter Übungen und von Gegenmanövern können hier hilfreich sein.